Curated by Anna Niedhart & Isabella Sedeka

Die Ausstellung MIDNIGHT VISITOR mit Patricia Lambertus und Isabella Sedeka beschäftig sich mit komplexen undurchschaubaren Realitäten und dem Offenlegen unbewusster Zusammenhänge. Was ist ein Dokument? Was ist Wahrheit? In welchem Verhältnis stehen beide zueinander? Die Frage nach der Wahrheit hinter der Wahrheit wird immer wichtiger. Die medial-globalen Entwicklungen und damit einhergehende umwälzende Veränderungen der letzten zwei Jahrzehnte verlangen nach differenzierten und globalen komplexen Betrachtungen.

Patricia Lambertus lädt in ihren Arbeiten dazu ein, dass zu verhandeln, was uns die letzten Jahren gelernt haben: die Interdependenz zwischen den Prioritäten und den Bedürfnissen, dem sehr Lokalen und dem Globalen, dem Innen und dem Außen, dem Digitalen und dem Analogen, dem Öffentlichen und dem persönlichen Befinden. Sie zitiert in ihren Arbeiten die menschliche Schwäche sich nicht  immerzu konsequent verhalten zu können. „Letztendlich ist es die Ambivalenz was den Menschen ausmacht. Wer das nicht aushält oder schlechte Argumente hat, greift zur Moral. Denn sie ist wunderbar unterkomplex, absolutistisch und faktenarm.“

In Ihrer Black Jack Serie setzt sich Isabella Sedeka mit  Kommunikation und Abhängigkeiten auseinander. 

Nach der ethisch existential-phänomenologischer Auffassung gehört zum menschlichen Daseinsweise, dass wir uns immer im Verhältnis zu anderen Menschen befinden. Knud Ejler Løgstrup zufolge sind alle diese Relationen geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit, d. h., dass alle menschlichen Relationen das gegenseitige Ausüben von Macht beinhalten. Sich an einen anderen zu wenden, ihn anzusprechen, schließt die Erwartung ein, von dem anderen ernst genommen zu werden und Antworten zu erhalten. Eine solche Erwartung ist eine Entblößung, eine Selbstauslieferung. Und in der Selbstauslieferung des Einen liegt die Macht des Anderen.